Zur Entwicklung an der „Urbanen Mitte“ am Gleisdreieck
Zur Entwicklung an der „Urbanen Mitte“ am Gleisdreieck

Zur Entwicklung an der „Urbanen Mitte“ am Gleisdreieck

In letzter Zeit haben sich eine Bürgerinnen und Bürger zum Thema der Bebauung der Urbanen Mitte Süd, wie beispielsweise die folgende Mail:

„Sehr geehrter Herr Abgeordneter Kollatz,

wie zu vernehmen ist, plant der Berliner Senat Ende September/Anfang Oktober mit dem Bebauungsplan „Urbane Mitte Süd“ den ersten Teilbereich des Gleisdreiecksparks von sieben Bürotürmen am Gleisdreieckspark zur Abstimmung im Abgeordnetenhaus zu bringen.

In diesen innerstädtischen Erholungsraum, der als ökologische Ausgleichsfläche für den Potsdamer und Leipziger Platz geplant wurde und der als Frischluftschneise vom Tiergarten bis zum Stadtrand fungiert, will ein Investor sieben Hochhäuser bauen, in denen überwiegend Büro-,  Hotel- und Gewerbeflächen und jedenfalls keine einzige Wohnung entstehen sollen. Angesichts der nur halb ausgelasteten Berliner Hotels und bereits 1,75 Mio. m² leerstehenden Büroflächen in Berlin und aller Prognosen, die von einem weiteren Nachfragerückgang ausgehen, erscheint mir die Planung von neuen Büro- und Hotelflächen völlig widersinnig. Inwiefern ist die Planung Ihrer Auffassung nach sinnvoll?

Ungeachtet der Erfahrung am Alexanderplatz, an dem die U2 wegen dortiger Investorenpläne fast ein Jahr gesperrt werden musste, will der Senat nun den Weg für ein umso heikleres Bauvorhaben frei machen: Am Gleisdreieckpark, durch den schon jetzt Zugtrassen, S- und U-Bahn-Schienen verlaufen und in dem ein neuer Bahnhof geplant wird, sollen nicht nur neben (auf bis zu einen Meter Abstand), unter und über wichtigen Bahnflächen riesige Türme gebaut werden. Um den Wünschen des Investors zu entsprechen, will der Senat offensichtlich auch noch das Bebauungsplanverfahren gegenüber der Bahnplanung vorziehen. Für wie wahrscheinlich halten Sie es, dass die Umsetzung dieser äußerst sportlichen Planung reibungslos abliefe?


Es gibt viele weitere, fundierte Argumente gegen die Bebauung am Gleisdreieckpark. Aber schon durch die skizzierte Nutzung, die ökologischen und gesellschaftlichen Auswirkungen und die äußerst heikle bautechnische Planung wird deutlich: Bei der Bebauung der sogenannten „Urbanen Mitte“ am äußerst beliebten Gleisdreieckpark geht es nicht um das Gesamtinteresse Berlins. Hier droht das Verwertungsinteresse eines Kapitalfonds, dessen Hauptaktionär ein Tech-Milliardär ist, im Vordergrund zu stehen. Wenn das Abgeordnetenhaus die Bebauungspläne freigibt, würde der Park verunstaltet und seines Nutzens für Tausende Berliner*innen – die auch zu Ihren Wähler*innen zählen – und Tourist*innen beraubt, die ihn regelmäßig als Erholungsort nutzen. Inwiefern dienen die Hochhaustürme Ihrer Auffassung nach der Berliner Stadtgesellschaft?

Ich muss Sie bitten: Stimmen Sie gegen die Freigabe des Bebauungsplans „Urbane Mitte Süd“ und stattdessen für einen Neustart der Planung. Setzen Sie sich für eine ausführliche Befassung mit dem Vorhaben im Bauausschuss ein, zu der Gutachter*innen und Anwohnende anzuhören sind. Beschäftigen Sie sich mit den Argumenten in der parlamentarischen Auseinandersetzung mit dem Projekt im Bezirk Kreuzberg-Friedrichshain, der sich nach jahrelanger Befassung gegen die Bebauungspläne positionierte. Verschaffen Sie sich vor Ort einen Eindruck vom Park.

Die Bebauungspläne am Gleisdreieckspark stehen den Interessen der Menschen in Berlin entgegen. Bitte nutzen Sie Ihr Mandat verantwortungsvoll und stimmen Sie gegen das Bauvorhaben.

Mit freundlichen Grüßen

Das Areal an der „Urbanen Mitte Süd“ ist ein besonders sensibler Standort im Herzen Berlins – mit direkter Nachbarschaft zu Park, Museum, Bahntrassen und vielfältiger urbaner Nutzung. Entsprechend groß ist das öffentliche Interesse, aber auch die Verantwortung, mit der dortige Planungen zu bewerten sind.

Als Abgeordneter erreichten mich in den vergangenen Wochen viele Zuschriften, in denen Sorgen über die geplanten Hochhäuser und deren Auswirkungen auf Stadtbild, Klima und Nutzungsmischung geäußert wurden. Diese Hinweise nehme ich ernst – und ich möchte zugleich darauf hinweisen, dass das Verfahren noch nicht abgeschlossen ist.

Ziel muss bleiben, eine städtebaulich überzeugende, nachhaltige und sozial ausgewogene Lösung zu finden. Das bedeutet:

  • die Maßstäblichkeit des Bauvorhabens muss zum Umfeld passen,
  • die öffentlichen Zugänge zum Park am Gleisdreieck dürfen nicht eingeschränkt werden,
  • wirtschaftliche Interessen privater Eigentümer dürfen nicht Vorrang vor dem Gemeinwohl haben,
  • und schließlich sollten künftige Nutzungen auch zur Mischung im Quartier beitragen – mit Raum für Arbeit, Begegnung und Kultur.

Ich werde mich im weiteren Verfahren dafür einsetzen, dass diese Grundsätze berücksichtigt werden und dass die Beteiligung der Öffentlichkeit ernst genommen wird. Berlin braucht Entwicklung, aber sie muss vernünftig, nachvollziehbar und mit Augenmaß erfolgen.