Standpunkt: Zum Tagesspiegel-Artikel – Die Berliner SPD und die Klebeproteste
Standpunkt: Zum Tagesspiegel-Artikel – Die Berliner SPD und die Klebeproteste

Standpunkt: Zum Tagesspiegel-Artikel – Die Berliner SPD und die Klebeproteste

Das ist ein schlechtes Beispiel für Medien-Überheblichkeit und zumindest der Versuch von Hetze.

Der Autor hat offensichtlich irgendwann einmal ein altes Lied von Rudi Carell gehört, in dem beklagt wurde, dass Sommer nicht mehr so schön lange und heiß seien wie früher. In diesem Lied taucht die Zeile auf ‘und Schuld daran ist nur die SPD‘. Dem vermutlich völlig humorlosen Autor ist aber nicht aufgefallen, dass Carell es ironisch meinte und damit Medien kritisierte.

Jetzt zum hiesigen ‚Meisterstück‘:

– der Tagesspiegel versucht seit vielen Jahren schwarz-grün herbeizuschreiben, bei der letzten Wahl, bei der vorletzten Wahl (‚ein Hauch von schwarz-grün liegt über der Stadt‘) usw.

– Berlin wird systematisch schlecht gemacht, dass viele Menschen nach Berlin wollen und kommen, ärgert den Tagesspiegel, dass Berlin in die kleine Liste der Bundesländer mit überdurchschnittlichem Bruttoinlandsprodukt aufgerückt ist, dass die Zahl der Arbeitsplätze zunimmt und auch die der besser bezahlten Arbeitsplätze – und das alles trotz des täglichen Motzens des Tagesspiegels, muss ihm schon sehr ans Gemüt gehen

– also ist die SPD schuld, denn sie ist ja immer schuld. Hier ist sie nun daran schuld, dass Berlin veränderungsunwillig sei (und es deshalb ja zu Suppe auf wertvolle historische Bilder komme und zum Festkleben auf Autobahnen unter Inkaufnahme der Blockade von Rettungsfahrzeugen)

– geht‘s noch? Ich zitiere mal einen Journalistenkollegen aus Österreich (kurier), dessen Artikel übrigens damit endet, dass die Protestierer bitte die Kunst-Werke in Ruhe lassen sollen:

“Wer Suppe auf ein Gemälde schüttet oder sich an einem Bilderrahmen festklebt, wie es zuletzt in London, Florenz oder Berlin mehrfach geschah, erzeugt diese Aufmerksamkeit dagegen mit großer Zuverlässigkeit – die Dynamik der Medien macht es so gut wie unmöglich, diese Inszenierungen zu ignorieren.

Dass die Aktivisten damit große Teile der Bevölkerung und viele potenzielle Verbündete im kulturellen Feld verprellen, scheint egal. Was zählt, ist die Lautstärke, die mit Schulstreiks oder Straßenblockaden offenbar nicht mehr zu erzielen ist – auch die Aufmerksamkeitsökonomie spürt die Inflation.”

kurier

– wie? In anderen Städten, die nicht systematisch schlecht gemacht werden wie London und Florenz gab es das auch? Wie kann das sein, wo doch dort gar nicht die SPD regiert?

– wie wäre es, wenn der Tagesspiegel mal in sich geht, wie oft er dem Veränderungs-Unwillen eine Bühne gibt, wie oft seine Redaktion den Veränderungs-Unwillen anheizt, wie oft er das Medium einer unangenehmen Form der ‚Besitzstandswahrer‘ ist?

Lesen Sie hier den Tagesspiegel-Artikel.