Ich habe Hochachtung für Herrn Modrow empfunden – und das blieb auch nach seiner aktiven Zeit so. Er gehörte zu den Kommunisten, die sich – sobald sich die Chance dazu bot – auf den Moskau/Gorbatschow-Kurs orientierten. Damit zog er sich viel Kritik und auch Hass der DDR-Führung zu, die ja mit dem Spruch ‚wenn dein Nachbar das Haus renoviert (Perestroika Gorbatschows), heißt das nicht, dass du es auch renovieren musst‘ durch die Gegend zog. Und als er die Führungsverantwortung in den letzten Monaten der DDR übernahm, stand er für die Organisation demokratischer Wahlen und damit gegen den immerwährenden Führungsanspruch, den kommunistische Parteien in der Vergangenheit erhoben hatten. Das war nicht leicht – und es bleibt. Für viele Menschen. Andere, die später den Mund voll genommen haben, hätten den Mund und die Stehkraft nicht gehabt.