Über eine Million Geflüchtete kamen seit 2015 nach Deutschland. In Steglitz-Zehlendorf sind davon heute knapp 1.000 Menschen in Gemeinschafts- und Notunterkünften untergebracht. Mittlerweile sinkt die Gesamtanzahl der Menschen wieder, die Schutz in Deutschland suchen. Es kommen pro Monat etwa 700 Flüchtlinge neu nach Berlin – die Zahl der Rück-oder Weiterreisenden liegt aber darüber. Damit verliert das Thema jedoch keineswegs an Bedeutung. Viele Fragen und Aufgaben bleiben.
Doch wie ist die Situation für und mit Geflüchteten in Steglitz-Zehlendorf? Welche Unterkünfte stehen zur Verfügung, welche Konzepte gibt es und was sind die offenen Fragen? Wie kann es gelingen, Geflüchtete dauerhaft und gut zu integrieren? Wie können wir als Gesellschaft es schaffen, dass das Gesamtthema für Deutschland nicht nur eine menschliche Dimension hat, sondern sich auch die gesellschaftliche Wohlfahrt dadurch steigern lässt? Zu diesen Themen und Fragen begrüßte Matthias Kollatz-Ahnen (MdA) am 16.11.2017 Elke Breitenbach (DIE LINKE), Senatorin für Integration, Arbeit und Soziales in seinem Bürgerbüro. Die Veranstaltung war gut besucht, nach einigen einführenden Worten kam eine rege Diskussion mit den Anwesenden zustande.
Steglitz-Zehlendorf ist der Berliner Bezirk, welcher die zweitgeringste Unterbringungszahl von Geflüchteten berlinweit hat. Auch hier gibt es wie bei den meisten Grundstücken in Berlin rund um die Unterbringung von Geflüchteten kontroverse Diskussionen. So z.B. auch zur Modularen Unterkunft für Flüchtlinge (MUF) in der Leonorenstraße: Bei Erschließung des Grundstücks mussten Bäume gefällt werden – dies stieß bei den Anwohnerinnen und Anwohnern auf Widerstand. Senatorin Breitenbach und Matthias Kollatz-Ahnen erläuterten die Hintergründe: Es handelt sich bei dem Grundstück um ein Gelände der Vivantes, welches generell Stadtentwicklungsgebiet ist und nicht nur für den Bau des MUF erschlossen wurde. Die Bäume wurden nicht nur für den Bau des MUF gefällt, sondern auch für das Entstehen von Einfamilienhäusern und bezahlbarem Wohnraum für alle.
Zusätzlich zu weiteren Zahlen, Daten und Fakten zur Situation in Steglitz-Zehlendorf ging es generell um die Frage, wie Geflüchteten geholfen werden kann. Es sei – so Senatorin Breitenbach – sinnvoll, jedem Geflüchteten Sprachkurse anzubieten und dies unabhängig von ihrem Aufenthaltsstatus. Auch sei es wichtig, möglichst vielen Geflüchteten die Möglichkeit zu geben, mit ihrer Qualifikation in Arbeit zu kommen. Senatorin Breitenbach gesteht zu, dass es hier Defizite und Nachholbedarf gebe, diese Themen jedoch bereits auf der Agenda stünden. Wünschenswert wäre mit Blick in die Zukunft, dass es gelingt, in drei Jahren keine Notunterkünfte mehr betreiben zu müssen und auch die Tempohomes freizuziehen. Das Ziel sei, möglichst allen Geflüchteten und von Wohnungslosigkeit bedrohten Bürgerinnen und Bürgern angemessenen Wohnraum mit ausreichend Platz und Privatsphäre zur Verfügung stellen zu können. Hierfür müssten etwa 30 weitere MUF gebaut werden, so Senatorin Breitenbach. Ebenfalls Teil des „Zielfotos“ für die künftige Entwicklung sei, möglichst viele Geflüchtete in Arbeit und Ausbildung zu bringen.
„In einem Jahr ist es gelungen, etwa 12.000 Geflüchtete aus Turnhallen und aus Notunterkünften herauszuholen! Das kann sich sehen lassen. Längerfristig braucht es preiswerten Wohnraum – auch speziell für Geflüchtete. Dazu ist das Land Berlin jetzt gut unterwegs.“ so das Fazit des Gastgebers.